Mieten statt Kaufen – wie Du Dir fast alles leisten kannst
Mieten statt kaufen
Dies ist ein Gastbeitrag von Felix Speiser. Felix arbeitet als Produktmanager für ein Berliner StartUp. Er schreibt über Peer-2-Peer Economies und wie das Teilen von Ressourcen unser Denken über Besitztum verändert. Felix´ Denken hat unter anderem viele positive Implikationen für StartUps die Bootstrappen. Enter Felix.
Warum ich mir ohne weiteres ein Legomodell für 400 Euro leiste
Ich werde häufig gefragt, warum ich mir oft scheinbar sehr teure Dinge kaufe. Als ich z.B. einen Lego-Bausatz für 400 Euro geliefert bekam fragte mein Mitbewohner, wie ich nur soviel Geld für ein paar Plastiksteine ausgeben könnte. Für mich sah die Transaktion ganz anders aus. Ich zahlte vierhundert Euro, hatte 2 Wochen Bauspaß, nahm das Modell wieder auseinander und verkaufte es direkt wieder bei eBay. Insgesamt hatte mich der Spass ca. fünfundvierzig Euro gekostet. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Besonders wenn man bedenkt wie viele Stunden Bau-Spaß ich dafür bekommen hatte.
Mieten statt kaufen
Sicher hast Du selbst schon Situationen erlebt, in denen Du Dir nicht sicher warst, ob du Dir etwas, dass Du gerne haben wolltest, wirklich leisten kannst. Du hattest vielleicht genug Geld um den Preis zu bezahlen, aber fandest trotzdem, dass die Sache eigentlich zu teuer ist.
Wahrscheinlich hast Du bei dieser Entscheidung hauptsächlich auf den Kaufpreis der Sache geschaut, richtig?
Mir kam es schon immer komisch vor, dass die meisten Menschen den Kauf als eine einmalige Transaktionen betrachten, bei denen sie Geld hergeben, dafür Sachen bekommen mit denen sie ihre Wohnungen und Häuser vollstellen. Ich habe es lange selbst so gemacht, bis ich vor einigen Jahren für 6 Monate verreist bin. Ich konnte damals nur so viel mitnehmen, wie in einen Rucksack passt. Als ich zurückkam verkaufte ich alles, was ich in der Zwischenzeit nicht vermisst hatte bei eBay, Amazon und ähnlichen Marktplätzen. Das waren ca. 400 Artikel. Dabei habe ich gelernt, wie einfach es ist, Dinge wieder in Cash zurückzuverwandeln und welche Dinge sich besonders gut, welche weniger gut verkaufen lassen.
Seitdem betrachte ich signifikante Kaufentscheidungen völlig anders:
Vergiss das Preisschild und berechne die „Miete“
Anstatt den Kauf als eine einmalige Transaktion zu betrachten, sehe ich ihn als eine Art „Mieten“ oder „Leasen“.
Ich nehme den Preis, also den Betrag an Cash, den ich zahlen muss um die Sache jetzt zu erhalten und ziehe davon den Betrag ab, den ich erwarte nach 1,2 oder 3 Jahren noch für die Sache zu bekommen.
Dadurch ergibt sich der Betrag, den die Sache pro Tag, Woche, Monat oder Jahr an Wert verliert. Also eine eine Art „Miete“ (Eigentlich eine „Abschreibung„).
Dies ist der einzig relevante Betrag für meine Entscheidung. Ist der Nutzen, den ich von der Sache erwarte groß genug, um die „Miete“ zu rechtfertigen, kaufe ich die Sache. Wenn nicht, dann lasse ich es bleiben.
Diese Denkweise hat auch den Vorteil, dass ich zu jeder Zeit überprüfen kann, ob ich eine Sache noch so intensiv nutze, dass sich die „Miete“ für mich lohnt.
Viele von uns haben Dinge zu Hause rumstehen und zahlen praktisch „Miete“ dafür (denn sie entscheiden sich ständig dagegen, diese Dinge zu verkaufen). Sie nutzen diese Dinge aber kaum. Wer würde schon 2 oder 3 Wohnung gemietet haben obwohl er nur in einer davon wirklich wohnt? Mit Dingen tun wir es die ganze Zeit.
Ich spreche hier von Mieten, obwohl du die wenigsten Sachen wirklich mieten kannst. Solange Du aber genug Cash für den Kauf hast, kannst du fast alles mieten, weil eBay, Amazon und Kleinanzeigen dir einen relativ liquiden Marktplatz für viele Produkte bieten, Du die Dinge also jederzeit wieder zu Geld machen kannst, wenn dir die „Miete“ zu teuer wird.
Mieten statt kaufen
Ein paar Beispiele (Backtest mit Kaufpreis, Zeit, Verkaufspreis, Miete / Monat, Zusatzkosten):
- Bose Anlage:
* Kaufpreis: 299 €
* Alter: 8 Monate
* Verkaufspreis: 246 €
* Miete pro Monat: 6.25 €
- MacBook (Altes):
* Kaufpreis: 1404.57 €
* Alter: 37 Monate
* Verkaufspreis: 405.98 €
* Miete pro Monat: 26,98 €
- XBox 360:
* Kaufpreis: 116,11 €
* Datum: 11.12.11 -> Dauer: 12 Monate
* Aktueller Preis: ca. 100 €
* Miete pro Monat: 1.50 €
Wann Du diese Methode anwenden kannst und wann nicht
- Standardisierte Produkte: Standardisierte Produkte, von denen es wenige Variationen gibt, lassen sich besser verkaufen, da alle Marktteilnehmer bei diesen ein gutes Verständnis über die Eigenschaften und den erwarteten Nutzen haben.
- Marken / Hohe Qualität / Hohe „wahrgenommene“ Qualität: Markenprodukte und hochwertige Produkte verlieren deutlich weniger Wert über Zeit. Ein gutes Beispiel hier sind Apple Notebooks, die auch nach 2 Jahren oft noch über 60% ihres Kaufpreises bei eBay bringen.
- Gebraucht ist immer besser: Wenn Du ein Produkt schon gebraucht kaufen kannst, solltest Du das tun. Der meiste Wertverlust passiert in dem Moment, in dem Du mit der Sache aus dem Laden gehst und Deine Sache von einer „Neuen“ zu einer „Gebrauchten“ Sache wird. Bei vielen Sachen ist der Nutzen aber unabhängig davon, ob sie gebraucht oder Neu sind.
- Du musst das Geld haben: Diese Vorgehensweise macht natürlich nur dann Sinn, wenn Du das Geld für den Kaufpreis parat hast.
Fazit
Marktplätze wie eBay, Amazon und Kleinanzeigen ermöglichen es Dir viele Dinge liquide zu handeln und damit die wirklichen Kosten eines Produkts zu betrachten, anstatt dem einmaligen Kaufpreis. Dadurch kannst Du Dir viel mehr Dinge leisten, vor allem wenn Du sie nur für den einmalig oder zeitlich begrenzt brauchst.
Denk dran´: Lieber mieten statt kaufen.
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Felix
Bild: VinothChandar
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Gastautor
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Mach ich auch so und es geht prinzipiell um das Mindset dabei, ist aber ein stückweit eine Milchmädchenrechnung und zwar dann, wenn man etwas kauft, was man entweder behalten will oder gegen etwas Neueres eintauschen will, also nicht nur temporär besitzt. Dann wird das Objekt zu einem Dauermietobjekt, was einem Kauf gleich kommt, da man real weniger Cash auf seinem Konto hat. Die einzige Lösung ist dann, dass man es gar nicht besitzt/mietet.
Beispiel: Ich brauche einen Laptop. Ich hatte ein MacBook Air 2011. Ich hab es 2013 verkauft und mir das 2013er-Modell gekauft. Jetzt könnte ich den Mietpreis pro Monat berechnen, den ich für das 2011er ausgegeben habe. Das habe ich sogar gemacht. Das Problem dabei ist nur, dass ich unterm Strich dennoch ~1000€ Cash weniger auf dem Konto habe, da ich einen Laptop nicht nur temporär besitze, sondern für immer.
Das gilt genauso für Smartphones, Autos, Wohnungen, Digitalkameras, Stereoanlagen (warum kauft man überhaupt eine, wenn man diese nur einige Monate nutzen will?).
Besser funktioniert es bei Dingen, die man wirklich nur einige Monate benötigt (professionelle Videokamera? Action-Cam für’s Snowboarden? Bücher, CDs, besagtes LEGO-Modell).
Aber grundsätzlich halte ich von dem Miet-Mindset jede Menge :)
[…] 2. Bootstrapping von Dienstleistungen: Viele Dienstleistungen, die auf reiner Arbeitskraft basieren, lassen sich mit wenig Geld starten / testen. Denn oft muss man die Komponenten aus der sich die Infrastruktur aufbaut nicht kaufen, sondern kann sie sich einfach mieten. Beispiele: […]