PR für Startups

PR für Startups – Wie schaffe ich es, dass die Süddeutsche über mich schreibt?

sebastian rumbergHeute starten wir eine fünftägige Best-Practice für euch auf OneDayProfits. Von heute an bis Freitag bekommt Ihr jeden Tag ein Interview mit coolen Gründern zu ihren Projekten.

Den Start macht heute ein etwas längeres – aber sehr spannendes Interview mit meinem Kumpel Sebastian Rumberg (siehe Bild), Head of Communications bei Blinkist. Wir haben uns vor ein paar Tagen auf ein sehr entspanntes und langes Gespräch getroffen. Das Beste aus den mehr als zwei Stunden haben wir hier für euch aufbereitet.

Wir möchten Euch vor allem konkrete Beispiele dafür geben, wie Ihr mit wenig Geld und ein wenig Einfallsreichtum effektive PR für Euer Business machen könnt. 

Blinkist ist ein Startup aus Berlin, das “wertvolles Wissen auf den Punkt bringt”. Über die iPhone App könnt Ihr aus knapp 100 Buchzusammenfassungen wählen und euch so schnell wertvolles Wissen aneignen.

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Sebastian, wir wollen heute vor allem über die PR-Strategie von Blinkist sprechen. Dennoch, vorweg einige Fragen direkt zu Blinkist und Dir. Seit wann gibt es euch und was genau bietet Blinkist?

Blinkist gibt es seit August vergangenen Jahres. Die erste App kam Januar diesen Jahres heraus. Blinkist bietet “Sachbücher in Häppchen” an. Wir arbeiten dafür mit freien Autoren zusammen, die interessante Sachbücher kurz und prägnant zusammenfassen – so lässt sich ein ganzes Buch in einer knappen Viertelstunde lesen.

Die Idee dahinter: Es gibt immer mehr Bücher, aber die Menschen haben immer weniger Zeit zum Lesen. Mit Blinkist wollen wir großartiges Wissen und Ideen einer breiten Masse an Menschen zugänglich zu machen, die ihnen sonst verborgen geblieben wären. Die Bücher sind dabei der erste wichtige Schritt. In der App haben unsere Leser Zugriff auf eine monatlich wachsende Bibliothek, die die Ideen von vielen Bestsellern umfasst. So können Leute die Ideen auch unterwegs lesen, etwa, wenn sie auf die Bahn warten müssen oder im Bus sitzen.

Wie entstand die Idee zu Blinkist und wie seid ihr gestartet?

Die Idee zu Blinkist kam Blinkist-Mitgründer Sebastian Klein. Sebastian hat schon während seines Studiums Bücher zusammengefasst und die Zusammenfassungen an Freunde geschickt. Das kam bei seinen Freunden sehr gut an und er wurde immer wieder nach Zusammenfassungen gefragt.

So gesehen war das der erste Test und daraus haben die vier Gründer Niklas, Holger, Sebastian und Tobias dann den ersten Prototypen gebaut. Die vier waren mit ihrer Idee auch die ersten, die in das Programm vom Telekom-Investor hubraum aufgenommen wurden – inklusive Seed-Finanzierung. Die App-Entwicklung haben dann zunächst Tobias, ein Freelancer und später eine Agentur übernommen.

Wie bist Du eigentlich zu Blinkist gekommen?

Ich bin durch einen glücklichen Zufall bei Blinkist gelandet. Nach meiner Zeit bei 6Wunderkinder habe ich mit drei Freunden an einem eigenen Startup gearbeitet. Über hubraum entstand dann der Kontakt zu Blinkist. Nachdem wir unser Startup im Januar diesen Jahres erst mal auf Eis gelegt haben, kamen die Jungs von Blinkist auf mich zu, weil sie auf der Suche nach einem PR-Mann waren – und da ich die Jungs und das Produkt sehr mag, bin ich seit Frebruar bei Blinkist dabei.

Was ist Dein Hintergrund und was machst Du “sonst so”?

Ich habe Kommunikationswissenschaften studiert und habe eine ganze Zeit lang als Journalist gearbeitet. Danach bin ich in die PR gegangen als Pressesprecher in einer Agentur und später beim Startup 6Wunderkinder in Berlin als PR-Manager. Seit kurzem betreue ich auch Startups in PR-Fragen und als Mentor bei Startupbootcamp.

Nun habt ihr schon recht viel Presse mit Blinkist bekommen. Wie habt ihr das gemacht bzw. wie sieht eure PR-Strategie aus?

Ich denke, wir können recht zufrieden sein. In den vergangenen sechs Monaten hatten wir knapp 100 Veröffentlichungen, darunter bei der Süddeutschen Zeitung, Bild, dem Wall Street Journal, der Berliner Morgenpost und einigen anderen großen Zeitungen und Blogs.

Ich würde liebend gern sagen, dass wir einem sehr strukturierten Prozess verfolgt haben – aber tatsächlich haben wir unser eigenes System erst mit der Zeit gefunden. Wie alle anderen Startups auch haben wir permanent ausprobiert: Welche Geschichte funktioniert? Welche Menschen gehören eigentlich zu unserer Zielgruppe? Und vor allem: Wie kommen wir denn jetzt am besten in die Presse ohne Budget und großem Team?

Normalerweise heißt es: Ein Unternehmen ist nur eine Neuigkeit, wenn es mit einer aktuellen Nachricht verknüpft werden kann. Bei Startups sind das typischerweise der Start des Produkts, die Gründung, oder eine Finanzierungsrunde.

Als ich bei Blinkist Anfang Februar – einen Monat nach offiziellem Start der App – angefangen habe, gab es keinen direkten aktuellen Anlass. Die erste Zeit habe ich deshalb genutzt, um mich mit Blinkist und den Ideen der Gründer vertraut zu machen. Für mich ist das eines der wichtigsten Schritte: Was ist das Besondere hinter der Firma? Welche Geschichte lohnt sich erzählt zu werden – immer aus Sicht der Nutzer und Journalisten.

Nach der ersten Vorbereitung mit jeder Menge Gesprächen ging es für uns richtig mit der Next-Konferenz in Berlin los. Wir wussten, dass dort jede Menge Tech- und Wirtschaftsjournalisten präsent sein würden und haben die Konferenz genutzt, um mit 25 Journalisten kurze Gespräche zu organisieren. Die Email, die ich eine Woche vor der Konferenz an die Journalisten geschickt habe, war extrem kurz:

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Betreff: Auf einen Kaffee bei Next

Guten Morgen Herr Dörner,

ich habe gelesen, dass Sie auch auf der Next sein werden. Ich würde Ihnen liebend gern den Gründer von Blinkist Holger Seim vorstellen. Blinkist ist ein junges Startup aus Berlin, dass „Sachbücher in Häppchenform“ auf dem Smartphone anbietet – als Reaktion auf die sich veränderten Lesegewohnheiten. Hätten Sie Zeit und Lust auf ein kurzes Gespräch?

Wir sind finanziert durch hub:raum, den Investor der Deutschen Telekom, und richten uns mit unserem Angebot an junge, ambitionierte Menschen mit wenig Zeit.

Artikel über Blinkist sind bereits in der Süddeutschen Zeitung, Bild, Deutschlandradio und der Berliner Zeitung erschienen.

Beste Grüße
Sebastian Rumberg

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Die Email habe ich für die einzelnen Zeitungen je nach Schwerpunkt nur leicht abgewandelt. Das Ziel dieser Treffen waren keine direkten Artikel – die natürlich trotzdem wünschenswert waren –, sondern erst einmal die Journalisten persönlich kennenzulernen, damit wir sie in Zukunft persönlich anschreiben könnten.

Man sagt, Ein PR-Mann ist nur so gut wie sein Netzwerk, right? 

Ich bin ein großer Fan von langfristigen Beziehungen. Allgemeine Geschichten, die an einen großen Verteiler verschickt werden haben ihre Nutzen, aber meiner Meinung nach liegt die wichtigste Aufgabe eines Pressesprechers in einem Startup darin, ein breites und hochwertiges Netzwerk aufzubauen – kurz gesagt: Leute kennenzulernen.

Über die letzten Monate habe ich wirklich großartige Journalisten kennengelernt, die ich auch über meine Arbeit bei Blinkist hinaus zu schätzen gelernt habe. Sobald ich etwas höre, was für sie interessant sein könnte, lasse ich es sie wissen.

Du bist gar nicht der “typische” PR-Typ, oder?

(lacht) Ich kenne eine ganze Menge PR-Leute, die ihre Arbeit nur darin sehen, zu jeder Gelegenheit ihr Produkt vorzustellen und die eigene Arbeit zu reden. Ich höre Menschen gerne zu und finde heraus, wofür sie sich interessieren.

Daraus ergeben sich oft großartige Verbindungen und neue Ideen. Das Tolle daran ist, dass sich dieses Konzept irgendwann verselbstständigt. Ich versuche eigentlich permanent Leute einander vorzustellen, von denen ich glaube, dass sie sich helfen können – und irgendwann helfen sie einem aus purer Dankbarkeit mit eigenen Ideen oder Kontakten.

Was waren eure “major steps”? Was hat bisher konkreten Erfolg gezeigt?

Per se ist es ja so, dass man PR nur schwer messen kann. Klar, es erscheinen Artikel, aber wirklich messbar ist der Erfolg nicht. Wir können zum Beispiel nicht messen, wer aufgrund eines Artikels Blinkist im Kopf behält oder seinen Freunden empfiehlt.

Ein Beispiel für den Erfolg unserer Presse ist aber vielleicht diese Geschichte: Auf den Wallstreet Journal-Artikel hin gingen zwar die direkten Download-Zahlen nicht signifikant nach oben, aber wir haben eine Mail aus dem Bundestag bekommen mit der Frage, wann denn unsere Android-App erscheint. Das war sehr cool und wir wissen nun, dass wir bei den Wallstreet-Jounal-Lesern zumindest auf dem Radar sind und unser Konzept auch im Bundestag auf Interesse stößt.

Welche konkreten Tipps hast Du für unsere Leser, wenn es um gute PR geht?

Im Endeffekt hat alles was Du in irgendeiner Weise nach außen publizierst einen Effekt. Daher ist es in jedem Fall ratsam einfach sehr transparent zu sein. Ich veröffentliche sehr oft Materialien, die wir für unsere Strategie-Planung bei Blinkist intern benutzen. Vor kurzem habe ich eine Auflistung mit Tech-Events 2013/2014 erstellt und in der Berlin Startup Group veröffentlicht. Über einige Umwege ist die Liste dann bei Mike Butcher von TechCrunch gelandet. Das hat zwar keinen unmittelbaren Effekt, aber es sorgt jedenfalls dafür bei Leuten auf dem “Radar” zu landen. So trägt sich die Story von Blinkist langsam weiter.

Auf der anderen Seite muss ich sagen: Nachdem ich bei Blinkist angefangen habe, bin ich oft auch auf Events gegangen. Nicht nur, um über Blinkist zu sprechen, sondern vor allem um Menschen kennenzulernen und ihnen zuzuhören. Dadurch entwickeln sich mit der Zeit großartige Möglichkeiten.

Um wirklich konkrete Tipps zu liefern: Im Endeffekt kannst Du es nicht perfekt machen. Wichtig ist, dass Du Dir

  1. Sehr gut überlegst: Was hat einen möglichst großen Effekt? Als Faustregel gilt: Das, was Dir am meisten Angst macht, ist das, was Du höchst wahrscheinlich tun solltest.
  2. Dir eine oder zwei gute Geschichten überlegst
  3. Einen Außenstehenden Deine Geschichte zusammenfassen lässt
  4. Anfängst und E-Mails-rausschickst sowie Events besuchst
  5. Die Ruhe bewahrst. Die Ergebnisse zeigen sich mit der Zeit und kommen im Endeffekt oft in anderer Form als Du es geplant bzw. erwartet hast. Der Einfluss Deiner Aktionen addiert sich wie bei einer Tsunami-Welle, die sich aus kleineren Wellen zusammensetzt.

Einen eigenen Kanal aufzubauen – etwa Facebook oder Twitter – ist ein sehr langwieriger Prozess. Deshalb ist es ratsam auf großen Seiten Gastbeiträge zu schreiben oder bekanntere Leute für das eigene Projekt zu gewinnen. Zudem sollte man sich auf ein oder zwei Kanäle konzentrieren, wenn man noch kein eigenes Marketing- oder PR-Team hat – und wer hat das am Anfang schon.

Gerade ist Dein Ziel ja Blinkist ins Fernsehen zu bringen. Wie sieht es diesbezüglich aus?

Letzte Woche war ein Fernsehteam von der Deutschen Welle bei uns zu Besuch. Leider war das nicht mein Verdienst und so muss ich sagen: Ich hab’s noch nicht geschafft.

Vielleicht ist ein wenig Kontext an dieser Stelle wichtig: Bisher haben wir PR als einen wichtigen Akquise-Kanal für Blinkist genutzt. Das Fernsehen ist dabei die Königsklasse, weil es wunderbar als Trägermedium funktioniert. Viele Menschen sitzen vor dem Fernseher und haben dabei ihr Handy in Reichweite. Wenn eines der vielen Magazine dann über Dein Produkt berichtet sind zehntausende von neuen Anfragen oder Downloads keine Seltenheit.

Das ist der Grund, warum ich mit Blinkist ins Fernsehen möchte. Kleine Anmerkung: Mein Kollege Robin hat GoEuro.com zuletzt bei Galileo untergebracht. Tolle Leistung.

Gibt es eigentlich bald auch die heiß ersehnte Android-app?

Ja, die Android-App ist derzeit in Planung und unser Ziel ist es, sie im Oktober zu veröffentlichen.

Was ist Deine Vision für Blinkist, wo wollt ihr hin?

Bücher sind für Blinkist nur der Anfang. Wir wollen die erste Anlaufstelle werden für wertvolles Wissen. Wir wollen Blinkist zu einer Wissensbibliothek machen, die Menschen auf der ganzen Welt inspiriert und motiviert, neue Herausforderungen anzugehen. Noch in diesem Jahr wollen wir Blinkist deshalb international auf den Markt bringen und unsere Sammlung stark ausbauen.

Wenn Du es bis hierhin geschafft hast, hoffe ich, dass Dir das Interview gefallen hat. Wir freuen uns über ein „like“ oder noch mehr darüber, wenn Du das Interview mit Deinen Freunden teilst oder uns Deine Meinung in den Kommentaren hinterlässt!

Eine kleine Anmerkung von Sebastian:

Zur PR gibt es noch so viel zu sagen, was in diesem Interview leider keinen Platz gefunden hat. Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt mir gerne auf Twitter @rumberg oder per Email an sr@blinkist.com. Und natürlich: Ladet Euch Blinkist herunter und schreibt mir, wie es Euch gefällt.

Bild: Zach Dischner

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Ben ist der für den Dampf sorgt und dafür, dass Du immer coole Inhalte bekommst. Er ist super gerne unterwegs, lernt gerade surfen, entdeckt Yoga für sich und liest mindestens ein Buch pro Woche. Ben startet gerne Projekte in kürzester Zeit und hat sich gerade vor allem dem Bloggen verschrieben. Mit seinem Blog Anti-Uni.com setzt er sich für individuelle Bildung ein und hilft außergewöhnlichen jungen Menschen "ihr Ding" zu finden. Außerdem gibt Ben Seminare und Coachings zum Thema Produktivität. Folge Ben auf twitter, facebook oder linkedin!