bootstrapping

Aus eigener Kraft zum Startup – 6 Bootstrapping-Experten plaudern aus dem Nähkästchen

6 Erfolgreiche Bootstrapping-Stories – 6 Bootstrapping-Experten

Wir beim IdeaCamp sind wahre Bootstrapping-Fans. Warum? Weil wir davon überzeugt sind, dass es in vielen Fällen möglich ist aus eigener Kraft zu gründen. Du musst (oftmals) nicht erst Geld von Investoren einsammeln – die Dir dann später reinreden.

Nun – heute geben wir 6 Bootstrapping-Experten das Wort. Alle 6 haben eines gemeinsam: Sie haben erfolgreich ein Unternehmen gebootstrappt. 

Was bedeutet Bootstrapping?

Bootstrapping kommt von engl. bootstrap „Stiefelschlaufe“. Nach der englischen Redewendung pull oneself up by one´s bootstraps zieht man sich selbst an seinen Stiefelschlaufen in die Höhe.

Wir bzw. die Gründerszene benutzt den Begriff für Gründungen ohne Fremdkapital. Es geht also um Gründungen aus eigener Kraft.

Ich (Ben) habe 6 Gründer befragt, die erfolgreich gebootstrappt haben. Ich habe jedem zwei Fragen gestellt:

  1. Warum habt ihr gebootstrappt?

  2. Wie habt ihr es gemacht?

Mein Ziel mit diesen zwei Fragen ist es zu verstehen mit welcher Motivation Gründer bootstrappen – und, klar: Wie man es anstellt erfolgreich zu bootstrappen. Ich hoffe, dass Du etwas mitnehmen kannst. Lassen wir die Experten sprechen:

David_Holetzeck - plingI. David Holetzek

Gründer pling* 

1. Warum habt ihr gebootstrappt?

„Weil wir niemanden haben wollten der uns reinredet. Die Anfangsphase ist immer die komplizierteste. Du stellst sehr schnell fest, was alles funktioniert und was nicht. Daraufhin optimierst du und drehst das Businessmodell so hin, dass es funktioniert.“

2. Wie habt ihr es gemacht?

„Am Anfang, als wir noch kein Geld hatten, haben wir Designer und Programmierer gesucht, gefunden und begeistert. Wir haben Rückstellungsverträge abgeschlossen sowie mit dem Programmierer eine Beteiligung an dem Unternehmen. Das Ganze wurde auf einer Seite festgehalten.

Wenn man ein bischen Geld hat, dann sucht man auch Leute die man begeistern kann, gibt ihnen aber klare Vorgaben und Deadlines und bezahlt sie. Am besten man findet eine Mischung aus Bezahlung und Beteiligung. Dort ist auf jeden Fall die höchste Motivation zu spüren. Auch die TO DOs werden dann nicht so schleifen gelassen.“

Mehr Infos: table of visions // pling*

bootstrappingII. Thorsten Kucklick

Gründer meinspiel.de

1. Warum habt ihr gebootstrappt?

„Ursprünglich wollten wir uns fett finanzieren lassen, was sozusagen in der letzten Minute vor Deal-Abschluss geplatzt ist. Nach einer kurzen Frustphase haben wir dann aber gemerkt, dass wir unser Ding auch ohne externen Investor stemmen können, und haben dann Gas gegeben. Später waren wir heilfroh darüber, denn der Lohn des Ganzen ist unsere jetzige Unabhängigkeit.“

2. Wie habt ihr es gemacht?

„In Sachen Bootstrapping waren wir vor allem an zwei Fronten aktiv: Zum einen haben wir mit einer IT-Agentur, die ebenso an das Projekt glaubte, einen erfolgsabhängigen Partnerschaftsdeal geschlossen. Zum anderen haben wir neben dem Aufbau unserer komplexen Web-Platform Projektgeschäft betrieben, das so gut wie keine Investitionen erforderte, und relativ zügig Erlöse brachte, die wir zum großen Teil reinvestiert haben.“

Mehr Infos: digitalbetrieb.de // meinspiel

Fabian_swIII. Fabian Westerheide

Gründer Wunsch-Brautkleid.de

1. Warum habt ihr gebootstrappt?

„Wir wollten unsere Freiheit behalten in der Phase der Produktentwicklung. Zudem wollten wir flexibel sein, bis wir einen monetären Proof of Concept haben.“

2. Wie habt ihr es gemacht?

Ich habe mir einen technischen Mitgründer gesucht. Der kann schon einiges selbst machen – das Design haben wir machen lassen: 2.000 €. Zusätzlich 1.500 € für einen Freelancer, der Datenbanken etc gemacht hat. Für Buchhaltung haben wir eine Software benutzt – Kosten 15 €. Verträge haben wir selbst geschrieben und uns Inspiration im Netz geholt. Der Notar hat einmalig 600 € gekostet. Wir haben anfangs von zu Hause gearbeitet und einen Blog habe ich selbst betrieben.“

Mehr Infos: bootstrapping.me // wunsch-brautkleid.de

friedIV. Fried Große-Dunker

Mitgründer out of the box

1. Warum habt ihr gebootstrappt?

„Wir arbeiten sehr stark visuell und in Teams. Das Whiteboard ist dabei unser wichtigstes Arbeitsmittel. Allerdings passen herkömmliche Whiteboards einfach nicht zu unserer Arbeitsweise und spezialisierte Whiteboards waren preislich weit von dem entfernt, was wir uns leisten konnten und wollten. Aus der Not heraus fassten wir den Entschluss: Wir müssen unsere eigenen Whiteboards entwickeln. Da wir eh in unserer Arbeit mit Design Thinking stark iterativ und mit Prototypen arbeiten, war Bootstrapping für uns die logische Vorgehensweise, unser Whiteboard zu entwickeln.“

2. Wie habt ihr es gemacht?

„Im Prinzip haben wir seit 2 Jahren mit unterschiedlichen Materialien, Oberflächen und Konzepten experimentiert, viele Prototypen gebaut und verworfen. Wir haben immer mit dem günstigsten Materialien angefangen und uns auf der Preisleiter so lange nach oben gearbeitet, bis wir etwas gefunden haben, das für unsere Ansprüche perfekt war. Wir haben dabei meist bestehende Lösungen genommen und versucht, diese zu hacken (z.B. Pinnwände umfunktioniert, 3D-gedruckte Addons etc.).

Rückblickend war diese Vorgehensweise sehr vorteilhaft, weil man so sehr schnell und günstig Prototypen bauen konnte. Im Testing selbst haben wir uns immer viel Zeit gelassen: Wir wollen mit unseren Whiteboards neue Arbeitsweisen ermöglichen, die bestehende Whiteboards nicht unterstützen. Allerdings braucht es etwas Zeit, bis man diese neuen Möglichkeiten erkennt, nutzt und damit seine eigene Arbeitsweise verändert und anpasst. Deswegen haben wir uns in diesen Phasen immer sehr viel Zeit genommen, um solche Veränderungen der Arbeitsweise zu beobachten und daraus für die nächsten Iterationen zu lernen.“

Mehr Infos: out of the box

Das Board von out of the box ist neben anderen Innovationen für den Green Product Award nominiert.

julia sörgelV. Julia Soergel

Gründerin mite

1. Warum habt ihr gebootstrappt?

„Erstens haben wir uns nicht selbstständig gemacht, um uns dann wiederum neue Chefs im Investorengewand ins Haus zu holen. Zweitens halten wir das »Get Rich or Die Tryin’«-Mantra weder für nachhaltig noch für fair gegenüber Kunden. Und drittens ist es nicht unser Job, reiche Menschen noch reicher zu machen; Beim klassischen Investment profitieren  – falls es denn klappt! – in erster Linie die Investoren und deren Geldgeber.“

2. Wie habt ihr es gemacht?

„Mit unserer schlanken Arbeitszeiterfassung »mite« packen wir ein Thema an, das zwar langweilig und unsexy erscheinen mag, aber kein Luftschloss ist. Zeiterfassung stellt für viele Selbstständige und kleinere Teams einen echten Nervfaktor dar. Um diesen Part einfacher und eleganter abhaken zu können, zahlen unsere Kunden gerne einen fairen Preis. Und empfehlen uns weiter.

Wir konnten und können ergo mit wiederkehrenden Einnahmen planen und gleichzeitig unsere Ausgaben gering halten, da wir stets auf Werbeblingbling verzichtet haben. Nach gut sieben Jahren „Bootstrapping mite“ betreuen wir inzwischen zu Zweit über 13.000 Kunden. Ein gutes, sinnvolles Produkt ist das beste Marketing. Und eine ehrliche, offene und menschliche Kommunikation.“

Mehr Infos: mite

Julia BrötzVI. Julia Brötz

– Gründerin FreeDays

1. Warum habt ihr gebootstrappt?

„Es gab eigentlich gar keine Wahl! Ich habe FreeDays im Mai 2010 gegründet und es war für mich ganz klar, dass ich kein Kapital aufnehmen werde, denn das Schöne ist, dass ich in meinem Online Geschäft nur einen Laptop und Internetverbindung brauche um loszulegen. Ich muss auch rückblickend sagen, dass ich es heute wieder genauso machen würde. Man denkt sich immer, „wenn ich Geld hätte, dann…“, jedoch fangen dann die teuren Fehler meist an. Daher lieber klein und fein angefangen und nach und nach das Unternehmen aufgebaut und sein eigener Herr oder Frau sein, es sitzt einem keine Bank und auch kein Investor im Nacken.“

2. Wie habt ihr es gemacht?

„Das Allerwichtigste am Anfang ist und bleibt die Kundengewinnung. Es ist der Kunde, der unsere Rechnungen zahlt und das sollte man nie vergessen. Das Schöne ist, es war noch nie so einfach wie heute ohne viel Mittel und Kapital Kunden zu erreichen und sein Geschäft bekannt zu machen. Marketing geht heute anders – und ist perfekt für den Bootstrapper geeignet. Deshalb anfangs kompletter Fokus auf Marketing, wenn die ersten Kunden da sind und Umsätze fließen, kann man investieren und sein Geschäft weiter aufbauen.

Mehr infos: FreeDays

So, das war jetzt eine volle Portion Bootstrapping.

Ich hoffe, dass etwas klarer geworden ist was Bootstrapping überhaupt ist, warum wir und andere Bootstrapping-Fans sind und –

natürlich: Wie auch Du bestenfalls einige der Tipps der Experten für Dich umsetzen bzw. als Inspiration nutzen kannst.

In diesem Sinne,

Happy bootstrapping!

Ben

 

Bild: anieto2k

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Ben ist der für den Dampf sorgt und dafür, dass Du immer coole Inhalte bekommst. Er ist super gerne unterwegs, lernt gerade surfen, entdeckt Yoga für sich und liest mindestens ein Buch pro Woche. Ben startet gerne Projekte in kürzester Zeit und hat sich gerade vor allem dem Bloggen verschrieben. Mit seinem Blog Anti-Uni.com setzt er sich für individuelle Bildung ein und hilft außergewöhnlichen jungen Menschen "ihr Ding" zu finden. Außerdem gibt Ben Seminare und Coachings zum Thema Produktivität. Folge Ben auf twitter, facebook oder linkedin!