Das neue Arbeiten – eine neue Arbeitsphilosophie
Das neue Arbeiten – eine neue Arbeitsphilosophie
In Zeiten kontinuierlicher Veränderung hat auch die Arbeitswelt einen Wandel erfahren. Die traditionelle 40-Stunden-Woche scheint längst ein Relikt aus alten Zeiten. Arbeitnehmer wollen ihre Arbeit zunehmend flexibel gestalten und Arbeitnehmer müssen auf die veränderten Bedürfnisse reagieren. Dank der technischen Fortschritte der vergangen Jahre und Jahrzehnte wird Flexibilität in hohem Maße ermöglicht. Smartphone und Tablet sind zu ständigen Wegbegleitern geworden, auf die kaum ein jemand zu verzichten vermag.
Gerade in der Arbeitswelt eröffnen Smartphone und Co. Arbeitnehmern viele Möglichkeiten, garantieren sie größere Spielräume dank zeitlicher und räumlicher Unabhängigkeit. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird unterstützt, können Arbeitnehmer ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten. Eine Arbeitskultur, die den aktuellen Entwicklungen Rechnung trägt und die Aspekte Digitalisierung und Flexibilität in den Vordergrund rückt, ist das “Neue Arbeiten”.
Hat sich das Neue Arbeiten u.a. in Niederlanden unter dem Namen „Het nieuwe Werken“ längst zu einer Firmenphilosophie entwickelt, die in vielen Unternehmen erfolgreich praktiziert wird, ist das Neue Arbeiten in Deutschland noch weniger populär. Erstmalig vorgestellt wurde das Konzept des Neuen Arbeitens auf der CeBIT von Microsoft im Jahre 2010. Doch das Neue Arbeiten verspricht mehr als nur flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Möglichkeiten. Neu ist, die Vorteile der Digitalisierung so zu nutzen, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen profitieren.
Die Vorteile der Digitalisierung
Was es dem Arbeitgeber nützt, wenn Arbeitnehmer im Zug arbeiten oder in der Kantine, statt im Büro? Wer dort arbeitet, wo er sich am wohlsten fühlt, hat nicht nur mehr Einfälle, sondern auch bessere, lautet die Antwort. Und produktiver soll auch das Neue Arbeiten sein – nicht nur dank der größeren Flexibilität, die Mitarbeitern eingeräumt wird.
Ziel des Neuen Arbeitens ist es, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und so die Produktivität jedes Einzelnen und des Unternehmens im Allgemeinen zu erhöhen. Die Möglichkeiten, die sich im Rahmen der Digitalisierung bieten, bedeuten dabei nicht allein ein mehr an Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, die Digitalisierung soll den Informationsfluss in Unternehmen deutlich verbessern. Denn sind alle Unterlagen jederzeit digital verfügbar, so gehören schlechte Ablage und das Suchen nach Dokumenten der Vergangenheit an. Ein besserer Informationsaustausch soll so im Rahmen des Neuen Arbeitens garantiert werden und das Arbeiten effizienter machen.
Zurück zur Präsenzpflicht im Büro – das Home-Office abschaffen?
Doch nicht jeder glaubt an die Wirkung, die orts- und zeitunabhängiges Arbeiten auf die Ideenfindung haben soll. Und nicht ganz unberechtigt ist die Frage, wie gut am Strand oder im Café gearbeitet werden kann. Kritiker sehen in den Freiräumen, die Arbeitnehmer in mittlerweile vielen Unternehmen genießen, vielmehr eine Gefahr als einen Gewinn und rufen zu mehr Disziplin und einer Rückkehr zur Präsenzpflicht am Arbeitsplatz auf. Auch Yahoo-Chefin Marissa Meyer hat das Home-Office abgeschafft.
Die Zusammenarbeit setze die Anwesenheit im Büro voraus, hieß es in einem Schreiben. Woher aber der plötzliche Wandel, nachdem das Home-Office lange Zeit, und nicht zu unrecht in vielen Unternehmen als arbeitnehmerfreundliche Initiative gefeiert wurde. Zu gering sei die Kontrolle, die man über die Mitarbeiter, die vom Home-Office Gebrauch machten, habe. Von den Arbeitnehmern, die aus dem Home Office arbeiteten, wisse man oft gar nicht, womit diese eigentlich beschäftigt seien. Ist dieses Argument durchaus nachvollziehbar, so lässt sich hier dennoch einwenden, ob es nicht vielmehr eine Frage mangelhafter Kommunikation ist, die die genannte Problematik verursacht. Hier anzusetzen wäre in den Augen der meisten Mitarbeiter wohl sinnvoller, als das Home-Office abzuschaffen.
Auch ratsam wäre es wohl, das Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis zu stärken, anstatt das Vertrauen durch ein mehr an Kontrolle zu schwächen. Die Präsenzpflicht den Mitarbeitern schmackhaft machen? Yahoo-Chefin Mayer setzt auf kostenloses Kantinenessen. Es ist jedoch fraglich, inwiefern dies ein Trost für den Verlust an Freiheit ist. Diese aufzugeben scheint den wenigsten Arbeitnehmern zu gefallen. Und auch die stets wachsende Anzahl an Firmen, die ihren Mitarbeitern mehr und mehr Flexibilität und Spielraum einräumen, deutet darauf hin, dass die Präsenzzeit im Büro ein Rückschritt ist.
Luisa Solms, Springest
Bilder: plantronicsgermany und scottfeldstein
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Gastautor
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Ich als Arbeitnehmer stehe „der neuen Arbeit“ sehr skeptisch gegenüber. Denn aus jedem Recht wird irgendwann eine Pflicht. Dann heißt es von Arbeitgeberseite: „Warum haben Sie denn das nicht noch schnell von zuhause aus erledigt?“, „Warum waren Sie gestern abend um 9 nicht mehr telefonisch erreichbar?“ – Ich sehe darin eine Entgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit. Lieber möchte ich klare Arbeitszeiten und klare freie Zeiten haben, als eine Vermischung von beidem. In ein paar Jahren wird dann nämlich erwartet, dass man sich auf den Spatziergang noch das Firmenhandy mitnimmt und unterwegs ein paar eMails beantwortet, anstatt einfach die frische Luft, die Umgebung, das Grün im Park oder die aktiven Mitmenschen wahrzunehmen und zu genießen.
Gleichzeitig nimmt man eher auch innerlich die Themen der Arbeit mit in die Freizeit. Wenn man im Büro abends seinen Schreibtisch zurücklässt, dann kann man auch gedanklich den Arbeitstag beenden und sich auf völlig andere, gesellschaftliche und freizeitliche Themen freuen. Nimmt man hingegen Arbeit mit in die „gesellschaftliche“ bzw. „private“ Sphäre ist es nur logisch, dass die Themen und der Stress und Druck einen bis nach Hause, bis in die Freizeit begleiten.
Und mal ganz ehrlich, wer kann sich in einem Café mit laufend unterschiedlicher Kundschaft, der am Nebentisch über ihren Ex schimpfenden jungen Frau und Zischen der Espressomaschine wirklich konzentrieren? Ich halte das für einen Mythos. Am besten geht es immer noch am ruhigen Schreibtisch.
Also Hallo… mir fehlt im Artikel die umfassende Abwägung von Für und Wieder. Der Text ist eher eine Werbeschrift für ein „fancy new product“ – nicht wirklich kritisch. Schade.
Hallo Marina, ich habe mit meiner Kollegin Luisa zusammen den Artikel geschrieben, danke für dein Feedback.
Ich denke allerdings, dass das digitale Arbeiten (sofern es die Branche erlaubt) die Zukunft ist, und man irgendwann keine Wahl mehr hat. Ist natürlich eine Herausforderung Arbeit und Freizeit zu trennen, nicht nur für den Arbeitnehmer, sondern auch den Arbeitgeber, der dementsprechend mehr Vertrauen in seine Mitarbeiter aufbringen muss. :-) Ich sehe in der Digitalisierung vor allem eine Chance: man muss weniger Zeit für Organisatorisches aufbringen (Akten/Dokumente suchen, Dinge zur Post bringen, interne und externe Kommunikation etc.) Das nimmt (mir zumindest) sehr viel Stress ab und ich kann mich auf die Aspekte meiner Arbeit konzentrieren, die ich gerne tue :-)
Hallo,
ich sehe es genau so wie Marina. Und ich muss Dir, Eva, heftig widersprechen, wenn Du sagst: „dass das digitale Arbeiten (sofern es die Branche erlaubt) die Zukunft ist, und man irgendwann keine Wahl mehr hat.“
Solche Aussagen sind genau die Meinungsmache, die die Unternehmen möchten, um ihre Pläne durchdrücken zu können. Denn solche Aussagen sind einfach viel zu platt und final in meinen Augen.
Sie umgehen nämlich einfach die Fragen a) warum sollte es überhaupt so sein und b) wer profitiert davon. Aber das sind unliebsame Fragen, die Unternehmen natürlich nicht diskutieren wollen. Und wenn sie es doch tun, so heißt es (wieder platt): anders sind wir nicht wettbewerbsfähig und es sichert Deinen Arbeitsplatz.
Sorry, die Ansichten in diesem Artikel kann ich wirklich nicht akzeptieren. Die Möglichkeiten, die Einzelnen(!) in ihrer aktuellen Lebenssituation vielleicht einen Vorteil verschafft, sind leider nicht das Konzept, um die gesamte Arbeiterschaft glücklich zu machen. Es ist vielmehr ein weiterer Schritt, die Rechte und Freiheiten der Arbeiter zu reduzieren.
Klingt von mir vielleicht nach einer sozialistischen Parole… ist aber so.