Einfach gründen – Soulbottles macht Leitungswasser sexy.
Heute gibt es den letzten Teil unserer 5-teiligen Interview-Reihe. Es muss nicht immer die komplizierteste Idee sein, um als Unternehmer Erfolg zu haben. Oft ist einfach einfach besser. Das zeigt das Beispiel von Soulbottles, ein ökologisches Startup, das gerade 26.500 € über eine Crowdfunding-Kampagne eingesammelt hat. Mit Georg (Bild), dem Gründer und Ideengeber zu Soulbottles habe ich mich diese Woche zum Frühstücken getroffen. Gegen Ende des Interviews haben wir festgestellt, dass wir eine ganz ähnliche Sichtweise zu unserem Bildungssystem in Deutschland haben – es wird interessant kann ich Dir sagen. All das findest Du hier – also, los geht´s!
Georg, mit Soulbottles wollt ihr Leitungswasser sexy machen – wie stellt ihr das an?
Indem wir eine sehr schöne Verpackung dafür entwickelt haben. Mit unserer Soulbottle-Flasche macht es einfach viel mehr Spaß Leitungswasser zu trinken. Die Flasche ist zu 100 % plastikfrei, aus italienischem Glas und zudem kann sich jeder das Design auswählen, das ihm am besten gefällt. Ah, und nicht zu vergessen haben alle Soulbottles einen sexy “Plopp-Verschluss”. Für jede verkaufte Flasche geht außerdem ein Euro an Trinkwasser-Projekte.
Seit wann gibt es euch und wie kam es zu der Idee?
Wir haben die ersten Flaschen im Herbst 2011 produziert und dann hat sich das langsam aufgebaut. Die Idee hatte ich aus dem berühmten “Scratch your own itch” als ich selbst nach einer schönen und plastikfreien Trinkflasche gesucht – und keine gefunden habe. Freunde haben mich dafür ausgelacht, dass ich aus alten Wein- und Wodkaflaschen mein Leitungswasser getrunken habe. Einmal bin ich morgens gegen 10 Uhr mit der U-Bahn gefahren und habe tiefe Schlücke aus meiner Absolut-Wodka-Flasche (natürlich mit Leitungswasser gefüllt) genommen – das war doch sehr lustig. Für die Dauer wollte ich dann jedoch nach einer Alternative suchen.
Was ist Dein Hintergrund und wer ist noch im Soulbottles-Team?
Mein Hintergrund liegt hauptsächlich in der Persönlichkeitsentwicklung und im Konfliktmanagement.
Ich habe da einige Ausbildungen gemacht und war auch eine Zeit lang als Trainer selbstständig. Dann habe ich eine einjährige Sozialunternehmer-Ausbildung gemacht (“Pioneers of Change”) und danach verschiedene Projekte im Sozialunternehmer-Umfeld gemacht. Bis ich dann die Idee zu Soulbottles umgesetzt habe. Also eine sehr “self-customized education”.
Im Team sind derzeit Paul, Bernardo unser Investor, viele freiwillige Hände und ich.
Wie seid ihr konkret gestartet, was waren eure “major steps”?
Wir sind schön nach dem “Lean-Startup”-Prinzip sehr schlank und ohne große Kapital-Investition gestartet. Wir haben jemanden gefunden, der uns eine kleine Anzahl an Flaschen spülmaschinenfest bedruckt und hergestellt hat. Den Hersteller haben wir über Freunde und fleißige Recherche herausgefunden. Wir haben dann ein paar Flaschen über unsere Website und den Rest auf einem Weihnachtsmarkt verkauft. Als wir dann gesehen haben, dass wirklich nicht nur unsere Freunde unsere Flaschen kaufen, haben wir das Projekt ausgebaut.
Was hast Du gelernt? Welche Entscheidungen haben Dich weitergebracht?
Step 1 war auf jeden Fall das Angel-Investment letztes Jahr, worauf wir dann direkt eine GmbH gegründet haben. Es hat uns ermöglicht uns auf die Produktion eigener Flaschen in einem eigenen Design zu konzentrieren.
Step 2 war die Crowdfunding-Kampagne im März mit der wir es geschafft haben das Geld für die Produktion der Flaschen einzusammeln.
Und Step 3 wird dann im September sein, wenn die neuen Flaschen da sind.
Was ich wirklich gelernt habe ist, Konflikte im Team direkt anzusprechen. Ein Gründungsteam ist in gewisser Weise wie eine Ehe – und da hilft es einfach ganz offen über Probleme zu reden, um die Beziehung möglichst unbelastet zu halten.
Welche Tipps würdest Du Gründungsinteressierten oder Gründern mit auf den Weg geben?
Das Wichtigste aus meiner Sicht ist definitiv das Lean Startup-Prinzip: “Start small and iterate” – es gilt einen Weg zu finden, um so schnell wie möglich Feedback für seine Idee zu bekommen.
Weiterhin habe ich mich immer gefragt, ob das was ich da tue wirklich das ist, was ich machen möchte und ob die Idee dahinter mit meiner Vision übereinstimmt.
Ein Startup zu gründen nur weil es “cool” ist, da geht dir irgendwann die Energie aus. es ist einfach krass anstrengend und du wirst super viel lernen. Es ist aber auch sehr anspruchsvoll. Dein Drive muss so stark sein, dass Du in der Lage bist Ängste und Nöte und schwierigste Situationen durchzustehen. Und den hast du genau dann, wenn das Startup mit deinem Lebenssinn übereinstimmt.
Mir hat es geholfen mir ganz am Anfang die “tiefen” Fragen zu stellen:
- “Ist das der Beitrag, den ich zu Gesellschaft leisten möchte?”
- “Sehe ich in dem Projekt eine Perspektive, dass ich das lerne was ich lernen möchte?”
- “Habe ich damit den Impact, den ich haben möchte und kann ich mein Leben leben, wie ich es gerne möchte?”
Außerdem kann ich das Buch von Stefan Merath: „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“
empfehlen, das mich nachhaltig geprägt hat – und das auch gute Hilfestellungen zu eben diesen Fragen gibt.
Was hast Du durch deine Sozialunternehmer-Ausbildung gelernt?
Ich habe vor allem gelernt Projekte umzusetzen. Ich habe mir quasi das Handwerkszeug angeeignet um nun das Vertrauen zu haben, dass ich ein eigenes Projekt selbst planen und auch umsetzen kann. Weiterhin habe ich während dem Jahr für mich klarbekommen, dass ich mein Leben wirklich dem Sozialunternehmertum widmen möchte.
Wie sieht eure Vision aus bei soulbottles?
Wir wollen nachhaltiges Verhalten attraktiv und sexy machen. Nachhaltigkeit braucht einfach ein besseres Marketing. Den ersten Schritt gehen wir mit Soulbottles, wir haben aber auch noch andere Ideen, um das Projekt auszubauen.
Hast Du sonst noch etwas, was Du gerne loswerden möchtest?
Mein Tipp ist auf jeden Fall, viele verschiedene Sachen auszuprobieren. Ich habe viele Freunde, die nicht wissen was sie machen möchten und glauben, sie finden das heraus indem sie noch ein wenig mehr überlegen. Ich habe über Jahre Dinge ausprobiert und habe jetzt erst mit Soulbottles “mein Ding” gefunden. Ich kann daher nur zum Ausprobieren raten.
Außerdem: Du musst nicht an die Uni gehen. Es gibt andere Wege, sich selbst Dinge beizubringen und durch “machen” so einiges mehr lernen, als du in der Uni lernst. Wenn du dazu noch Anregungen möchtest kann ich Dir das Buch „Das Teenager Befreiungs Handbuch: Glücklich und erfolgreich ohne Schule“
empfehlen. Ein super gutes Buch!
Es ist sinnvoll sich frühzeitig mit Produktivitätsmethoden zu beschäftigen. Die “Getting Things Done”-Methode zum Beispiel. Außerdem hilft es sich ein Morgenritual zusammenzustellen.
Vielen Dank Dir Georg für das nette Gespräch!
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Anmerkung von Ben:
Zu dem Bildungsthema wird es demnächst auf jeden Fall einen Artikel von mir geben, da das ein großes Thema ist, das mich zur Zeit beschäftigt. Anregungen und Fragen kannst Du gerne in den Kommentaren loswerden!
Erfolg oder die Verwirklichung Deiner Lebensvision führt nicht notwendigerweise über die Uni. Zu diesem Thema “Bildungssystem” wird es bald einen ausführlichen Artikel von mir geben, da es gerade ein sehr großes Thema ist, das mich beschäftigt. Anregungen und Fragen dazu kannst Du gerne in den Kommentaren loswerden. Wenn Du auch der Meinung bist, dass Bildung und Erfolg “auch anders geht” als über die Uni, dann connecte Dich gerne mit mir oder trete meiner “Revolutionize Education” facebook-Gruppe bei.
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Hier die bisherigen Interviews dieser Woche nochmal für Dich zum Nachlesen:
- “Wie schaffe ich es, dass die Süddeutsche, Wall Street Journal und andere große Zeitungen über mein Startup schreiben?” – Sebastian Rumberg von Blinkist.
- “Vision: DAS Portal für Zwischenmieter weltweit” – Benedikt von rooming.eu.
- “3D-Druck – die 4. Industrielle Revolution?” – Alexander, Ivan und Florian von print-port.com.
- „Mit fairer und stylischer Mode zum Erfolg als Jungunternehmer“ – Ricardo von Piu.
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