digitale Nomaden

Unbegrenzte Freiheit? – Die Geschäftsmodelle der digitalen Nomaden

Ein Gastartikel von Tim Chimoy.

Digitale Nomaden – Was ist das überhaupt?

„Sie reisen permanent in der Weltgeschichte umher, haben keinen festen Wohnsitz und verdienen ihren Lebensunterhalt mit Reiseblogs.“ – so wird der Begriff des digitalen Nomaden hin und wieder fälschlicherweise definiert.

Die korrekte Definition des Begriffs schließt jedoch wesentlich vielfältigere Lebensentwürfe und Businessmodelle mit ein, als jene, die unter die obige Beschreibung fallen.

Im Grunde gibt es zwei Hauptkriterien:

  1. Digitale Nomaden verdienen ihre Brötchen im Internet. Ob durch Freelancing-Jobs, durch Betreiben von Webseiten, Online-Marketing, Online-Poker oder durch das Bloggen, das ist dabei erst einmal total egal.
  2. Digitale Nomaden arbeiten ortsunabhängig. Das heißt: Digitale Nomaden können ihre Arbeit im Grunde von jedem beliebigen Ort auf der Welt nachgehen. Ob das eine Strandhütte in Thailand ist, oder der Küchentisch bei Mutti, das ist ebenfalls egal.

Wer diese zwei Kriterien erfüllt, der fällt unter die Definition eines digitalen Nomaden. Man muss also nicht permanent unterwegs sein – kann es aber.

Ortsunabhängigkeit – Wozu braucht man das?

Nicht jeder findet Ortsunabhängigkeit reizvoll. Die Lebensentwürfe vieler digitaler Nomaden sind für andere Mitmenschen überhaut nicht erstrebenswert.

Wer jedoch gern Herr über die eigene Zeit ist, keine Lust auf ein stickiges Büro hat und ein großes Maß an Selbstbestimmung zu schätzen weiß, für den hat das digitale Nomadentum und die damit verbundenen Geschäftsmodelle eine große Anziehungskraft.

Beispiele typischer Geschäftsmodelle

Was sind die typischen Geschäftsmodelle, mit denen digitale Nomaden ortsunabhängig ein Einkommen generieren?

  • klassisches E-Commerce

E-Commerce ist eine gute Möglichkeit, ortsunabhängig sein Einkommen zu generieren. Zwar werden hier meist physische Waren verkauft, die Logistik und ähnliche Prozesse können aber an externe Dienstleister abgegeben werden. Auf diese Weise kann man z.B. einen Online-Shop betreiben, ohne physisch an einen Ort gebunden zu sein.

  • digitale Info-Produkte

Zahlreiche digitale Nomaden haben eigene E-Books verfasst, die sie z.B. im Amazon-Store oder auf eigenen Webseiten zum Verkauf anbieten. Andere wiederum betreiben Mitgliederseiten, auf denen sie ihren Mitgliedern eine Dienstleistung (z.B. Online-Kurse) anbieten.

Man bietet dem Kunden geballte Informationen in Form eines E-Books, eines Kurses, o.ä. und lässt sich hierfür bezahlen. Vergleichbar ist dies mit einem Buchautor, nur dass der digitale Nomade das Marketing für das Buch gleich mit übernimmt.

  •  Freelancer (Webdesign, Programmierung, etc.)

Die Freelancer unter den Nomaden sind vermutlich die größte Gruppe. Sie arbeiten als Programmierer, Webdesigner, Texter oder Online-Marketer und können ihre Kunden auch ortsunabhängig bedienen. Dank E-Mail, Skype, Dropbox, Screensharing und Co. ist eine physische Präsenz nicht erforderlich.

Oft arbeiten die ortsunabhängigen Freelancer auch als Dienstleister für andere Nomaden, die wiederum eigene Webprojekte betreiben.

  •  Consulting

Consulting ist eine recht lukrative Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten. Man muss jedoch auch Experte in einem Fachgebiet sein, in welchem Berater benötigt werden.

Wenn du dich in einem Bereich gut auskennst, mit dem sich Geld verdienen lässt, dann wirst du keine Probleme haben, Kunden zu finden. Wichtig ist nur, dass diese einverstanden sind, wenn du sie ohne physische Präsenz berätst.

  • Blogging

Viele digitale Nomaden betreiben eigene Blogs. Egal ob dies Reiseblogs, Technikblogs oder Blogs über das digitale Nomadentum als solches sind. Auch hier ist alles dabei.

Nicht alle Nomaden können allein vom Bloggen leben. Wer seinen Blog jedoch als ernsthaftes Business betreibt und Durchhaltevermögen zeigt, der kann vermutlich auch irgendwann seinen Lebensunterhalt durch das Bloggen bestreiten.

Andere nutzen das Bloggen ausschließlich, um neue Kunden für ihre Freelancer-Tätigkeit an Land zu ziehen. Wer online sein Geld verdient, für den ist das Betreiben eines Blogs eigentlich immer eine gute Idee.

Was haben alle Geschäftsmodelle gemeinsam?

Alle diese Geschäftsmodelle haben gemeinsam, dass sie online betrieben werden und zudem ortsunabhängig funktionieren. Es ist fast in allen Fällen erforderlich, dafür selbstständig zu sein. Ortsunabhängigkeit in einem Angestelltenverhältnis gibt es auch, ist aber wohl noch eher die Ausnahme.

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Müssen digitale Nomaden permanent reisen?

Ortsunabhängigkeit ermöglicht es dir, jederzeit deinen Aufenthaltsort frei zu bestimmen. Die dadurch gewonnene Freiheit ist immens. Jedoch bleibt es jedem selbst überlassen, wie er diese Freiheit nutzt.

Ich kenne einige digitale Nomaden, die so gut wie nie ihre Stadt verlassen. Wer eine Familie hat, der wird seine Ortsunabhängigkeit ggf. eher dazu nutzen wollen, mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen zu können.

Wer es liebt, den ganzen Tag in Cafés zu sitzen, der kann seinen Laptop einfach mitnehmen und seiner Arbeit nachgehen, während er in den Cafés der Stadt seinen Latte schlürft.

Andere Nomaden verlegen ihren Wohnort gezielt in Länder, in denen die Lebensunterhaltskosten extrem gering sind. Wer z.B. in Südostasien stationiert ist und von dort ein Business aufbauen möchte, der kann seine monatlichen Kosten stark herunterfahren.

In vielen Ländern findet man traumhafte Verhältnisse für jeden, der mit einer Businessidee so richtig durchstarten möchte. (Im englischen bezeichnet man dies als „Geo-Arbitrage“.)

Ich für meinen Teil liebe es, andere Länder zu entdecken und lasse mich gern für mehrere Monate an neuen Orten nieder. Das ist mein ganz persönlicher Ansporn für das ortsunabhängige Arbeiten. Jeder hat hier sein ganz eigenes Motiv. Welches ist deins?

Lebensentwurf und Businessmodell müssen zusammen passen

So schön auch die Vorstellung ist, permanent zu reisen und den Laptop am Strand aufzuklappen: Ganz so einfach ist es nicht. Auch als ortsunabhängiger Webworker braucht man eine Arbeitsroutine, muss erreichbar sein, effizient arbeiten und es vor allem auch schaffen, Dinge effizient voran zu bringen.

Man muss sein Businessmodell also um seinen Lebensentwurf herum entwerfen. Es muss dazu passen.

Businessmodelle für permanent Reisende

Ich kenne diverse digitale Nomaden, die das Thema Ortsunabhängigkeit auf die Spitze getrieben haben: Sie haben keinen festen Wohnsitz mehr, all ihr Besitz passt in einen 30 Liter-Rucksack und sie wechseln ständig ihren Aufenthaltsort. Sie sind quasi permanent Reisende.

Grundsätzlich eine tolle Sache. Jedoch wird somit das Betreiben eines erfolgreichen Business wohl noch schwieriger. Wer den Begriff des „Nomaden“ so wörtlich nimmt, dessen Business muss auch vollkommen darauf ausgelegt sein. Das Arbeiten als professioneller Reiseblogger ist sicher eine Option, das Verkaufen digitaler Infoprodukte eine andere.

Businessmodelle für sesshaftere digitalen Nomaden

Wenn du Ortsunabhängigkeit zu schätzen weißt, aber gerne länger an einem Ort verweilst, dann eröffnen sich weitaus mehr Möglichkeiten. Man kann so leichter eine feste Arbeitsroutine entwickeln, sich vor Ort mit anderen Nomaden vernetzen und auch größere Projekte voranbringen.

Angenommen, man möchte über einen Onlineshop ein physisches Produkt vertreiben und dieses Produkt auch gleich selbst produzieren lassen, beispielsweise in China: Das wird nicht funktionieren, wenn man dort nie vor Ort ist. Zumindest am Anfang relativiert sich die Ortsunabhängigkeit somit ein wenig.

Warum Networking auch für digitale Nomaden wichtig ist

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Der digitale Nomade als „lonesome wolf“? Dieses Bild trifft sicher auf einige ortsunabhängige Webworker tatsächlich zu. Viele andere Nomaden vernetzen sich heute aber immer stärker.

Im englischsprachigen Raum gibt es nicht nur unzählige Blogs zum Thema Ortsunabhängigkeit, es gibt auch einige Gruppen, in denen man sich austauschen kann und auch regelmäßige Treffen organisiert werden.

Hotspots der Nomaden

Zudem gibt es internationale ‚Hotspots‘ an welchen die Konzentration der ortsunabhängigen Webworker besonders stark ist und es daher ein leichtes ist, den Kontakt zu Gleichgesinnten zu suchen.

Während in Europa ohne Zweifel Berlin der heißeste Ort für einen jeden Nomaden ist, finden sich in Asien gleich mehrere dieser Hotspots. Sehr beliebt ist zur Zeit Ho-Chi-Minh-City. Dort findet sich eine große Gemeinde an Webworker, die sich gegenseitig unterstützen. Aber auch im thailändischen Chiang Mai findet man, vor allem aufgrund seiner guten Infrastruktur, viele digitale Nomaden.

Wen es nach Südamerika zieht, der wird sicher in Buenos Aires an ehesten Anschluss zu anderen Nomaden finden.

Auch in Deutschland wächst diese Vernetzung zusehends. Vernetzung ist gerade für ortsunabhängige Webworker essentiell, denn besonders im Web bringt die Unterstützung von Mitstreitern die eigenen Projekte wesentlich schneller weiter. Zudem kann man sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Fazit: Nomade ist nicht gleich Nomade

Die Geschäftsmodelle müssen zum Lebensstil passen. Digitale Nomaden pauschal über einen Kamm zu scheren, ist einfach unmöglich.

Der gemeinsame Antrieb ist der Wunsch nach mehr Freiheit und Selbstverwirklichung, innerhalb dieses Gerüstes sind die Lebensentwürfe und die Businessmodelle aber sehr divers.

Wie man seine Brötchen online verdient, ist neben den Vorkenntnissen und den eigenen Interessen vor allem auch vom angestrebten Lebensstil abhängig.

Über den Autor: digitale nomaden

Tim arbeitet seit nun mehr als 2 Jahren selbstständig und ortsunabhängig an seinen eigenen Projekten, nachdem er 2011 seine Hamsterrad-Karriere als Architekt im Tausch für mehr Freiheit an den Nagel gehängt hat. Seine größte Leidenschaft ist es, anderen Menschen zu helfen und ihre Leidenschaft zu finden. Sein Blog Earthcity.de ist dabei sein Nomaden-Hauptquartier.

Wenn Du mehr Infos zu Tim und den Lebensmodellen digitaler Nomaden möchtest, Dir selbst vorstellen kannst in Zukunft ortsunabhängig zu arbeiten oder schlichtweg keine Lust mehr auf Deinen alten Job hast und selbst etwas starten möchtest – dann empfehle ich Dir Tim´s E-Book „In 5 Schritten zum digitalen Nomaden“. Mehr Infos zu Tim´s Ebook findest Du hier.

Bilder: szwerink und kevin dooley

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