Meine schwierigste Phase als Unternehmer und die Lektion der Bierkiste
Meine schwierigste Phase als Unternehmer und die Lektion der Bierkiste
Meine bisher schwierigste Phase als Unternehmer waren die ersten Monate von Strandschicht. Mein damaliger Mitgründer war kurz vor dem eigentlichen Start aus dem Projekt ausgestiegen und mein Arbeitsplatz bestand aus einem Bügelbrett und einem Klappstuhl in einer Wohnung voller Umzugskartons.
Ich fühlte mich überfordert und einsam, vor allem als auf ein Mal im Minutentakt neue Kundenanfragen reinkamen. Eigentlich ein Grund zu feiern, aber mir fiel es nicht leicht, in dieser Situation das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. An einem Nachmittag saß ich vor meinem Bügelbrett und fing einfach an zu weinen, weil ich nicht mehr wusste, wie ich mit den ganzen neuen Herausforderungen umgehen sollte.
Arbeitest Du schon seit einer Weile an einem oder mehreren Projekten, hast aber noch keinen großen Durchbruch geschafft? Arbeitest Du an einem Projekt, an das Du wirklich glaubst, merkst aber, dass Dich irgendetwas zurückhält? Arbeitest Du tagelang an Deiner Website, obwohl Du besser den Telefonhörer in die Hand nehmen und verkaufen solltest?
Jeder Unternehmer durchlebt schwierige Phasen, in denen es ihm schwer fällt, die nächsten Schritte zu gehen. Wer ein neues Projekt startet, muss zwangsläufig seine Komfort-Zone verlassen und sich immer wieder auf neue Dinge einlassen. In den letzten Jahren habe ich unzählige Leute auf unseren Workshops und in meinem Freundeskreis getroffen, die von ganzem Herzen selbstständig und frei sein wollten, sich aber in irgendeiner Form selbst blockiert haben. In diesem Artikel zeige ich Dir, wo in den meisten Fällen der Kern des Problems liegt und was Du dagegen machen kannst.
Angst vor Erfolg und Veränderung
Wenn Dein Projekt auf einmal durch die Decke geht und Du mehr Kundenanfragen bekommst, als Du bearbeiten kannst, musst Du zwangsläufig einige Dinge verändern. Du musst Prozesse aufbauen und vielleicht sogar Mitarbeiter einstellen. Von einem Tag auf den anderen bist Du verantwortlich für ein kleines Team und wenn Du einen Fehler machst, wirkt sich das nicht nur auf Dein Leben, sondern auch auf das Deiner Kunden, Mitarbeiter und Partner aus.
Am Anfang fühlst Du Dich extrem unwohl, weil einfach noch nichts so ist, wie es sein sollte. E-Mails bleiben liegen, Kunden beschweren sich und Themen wie Buchhaltung und Jahresabschluss verdrängst Du komplett.
Du fühlst Dich frustriert, traurig, deprimiert, gestresst und überfordert. Ich jedenfalls habe diese Emotionen schon in all ihren Facetten erleben durchlebt. Und jedes Mal musste ich einen Weg finden, mich wieder zu motivieren und vor allem weiterzumachen.
[Tweet „When running up a hill you can give up as many times, as you like as long as your feet keep moving.“]
Dan Millman
Wenn Du in einen See fällst und merkst, dass Du keinen Grund mehr unter den Füßen hast, musst Du anfangen zu schwimmen. Egal, ob Du ans Ufer gelangen oder den See erforschen willst; wichtig ist, dass Du nicht resignierst und aufgibst, sondern anfängst Dich zu bewegen. Sonst gehst Du unter.
Überlege Dir, welche Dinge gerade getan werden müssen und dann fange sofort an zu handeln. Nichts ist wichtiger als Handeln. Deine Emotionen schreiben manchmal nahezu nach Aufmerksamkeit. Es steht trotzdem immer in Deiner Macht, den nächsten Schritt zu gehen.
Ich möchte damit nicht sagen, dass Du Deine Emotionen ignorieren solltest. Im Gegenteil. Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, sich Tag für Tag durch Aufgaben zu quälen, die einem ein schlechtes Gefühl geben. Wenn Du Dich aber gerade in einer schlechten Phase befindest, steht es trotzdem in Deiner Macht, Deine nächsten Handlungen bewusst zu wählen.
Ich trainiere seit einiger Zeit mindestens eine Stunde täglich. Wenn ich tagsüber nicht dazu komme und erst spät zu Hause bin, trainiere ich auch noch nachts um ein Uhr. Es gibt Tage, an denen ich lieber entspannt einen Film gucken würde, aber meine Fitness nimmt da wenig Rücksicht. Wenn ich nicht regelmäßig trainiere und gut esse, kann mein Körper nicht in guter Form bleiben.
[Tweet „Widerstand ist normal. Wichtig ist es, trotzdem die richtigen Dinge zu tun.“]
Eine Kiste Bier, wenn das Unternehmen fast zusammenbricht
In meinen schwierigsten Zeiten habe ich noch eine weitere Lektion gelernt. Ich habe wenige Menschen getroffen, deren Horrorszenarien alle eingetreten sind und die nicht am Ende auch die schlimmsten Situationen durchgestanden haben.
Natürlich geht immer mal wieder etwas schief und es entstehen stressige Situationen, aber ein, zwei oder fünf Jahre später kannst Du auf fast jede Situation mit einem Lächeln zurückblicken.
Kurz nachdem Thomas bei Strandschicht eingestiegen ist, haben wir einen kleinen Supergau erlebt. Wir hatten damals zehn Mitarbeiter, von denen fünf für einen einzigen Großkunden gearbeitet haben. Die turbulente Startphase hatten wir immer noch nicht ganz hinter uns gelassen und es gab noch keine echten Verträge mit Kunden. An einem Montagmorgen saß ich gerade bei einer Tasse Tee an meinem Schreibtisch, als unser Großkunde mich per E-Mail darüber informierte, dass er zum Ende der Woche nicht mehr mit uns zusammenarbeiten würde.
Wir waren natürlich im ersten Moment geschockt. Ich rief sofort bei Thomas an, um ihm von seinem Einstandsgeschenk zu berichten. Eine halbe Stunde später stand er mit einer Kiste Bier vor meiner Tür und wir fingen an, uns auf die Suche nach neuen Kunden zu machen. Als junges Unternehmen konnten wir es uns natürlich nicht leisten, dass auf einmal die Hälfte unserer Mitarbeiter keine Aufträge mehr hatte.
Jetzt, vier Jahre später, schreibe ich diese Zeilen mit einem Schmunzeln. Letztendlich haben wir einen Weg gefunden, selbst mit der schlimmsten Situation umzugehen. Heute lasse ich es daher gar nicht mehr zu, dass so eine Situation großen Stress in mir verursacht.
Dieses Jahr mussten wir wegen eines Missverständnisses unserer Steuerberater bei Strandschicht knapp 30.000 Euro Umsatzsteuer nachzahlen. Diese Situation hat unsere Liquidität ernsthaft auf die Probe gestellt. Aber letztendlich bin ich relativ entspannt geblieben, weil sich die Situation nun mal so entwickelt hatte und ich nur noch im Hier und Jetzt mein Bestes geben konnte. Mittlerweile geht es Strandschicht wieder gut.
Fazit
Egal wie schwierig Dir eine Situation erscheint, Du hast immer die Kontrolle über Deine Handlungen. Gib Dein Bestes, dann hast Du Dir nie etwas vorzuwerfen. Egal, wie eine Situation ausgeht, Du wirst einen Weg finden, mit den Konsequenzen umzugehen. Also konzentriere Dich auf den nächsten unmittelbaren Schritt und bleibe entspannt.
Bilder: gagilas und tom frison
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Bastian
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Hallo,
wie haben Sie es dann letztendlich geschafft, in einer Woche genug Kunden für ihre 5 Mitarbeiter zu finden :)?
Grüße
Lenz
Hi Lenz, indem wir mit Blogmarketing und PR dafür gesorgt haben, dass wir genug Anfragen reinbekommen und dann den ganzen Tag telefoniert und verkauft haben. Es kam für uns einfach nicht in Frage, dass wir es nicht schaffen.
[…] beschreibt etwas Ähnliches in seinem Artikel von seinen schwersten Unternehmerischen Momenten. Und sowas kann ich aus eigener Erfahrung nur […]